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Reichspogromnacht: Gedenken an Familie Gutter im Leipziger Norden

In Zeiten von erstarkenden antisemitischen Übergriffen ist das Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 umso wichtiger. In dieser Nacht wurden unzählige Gewaltverbrechen an Jüdinnen und Juden vergangen – auch in Leipzig. Es ist mir wie jedes Jahr ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit meinem Team Putzpate zu sein für die Stolpersteine, welche in Leipzig an die traurigen Geschichten der Jüd:innen erinnern. Dieses Jahr möchte ich das tragische Schicksal dreier junger Menschen teilen:

Die Geschichte von Rosa, Salomon und Ruth Gutter

Im Wohnhaus in der damaligen Metzer Straße 13 im Leipziger Norden lebte die Familie Gutter. Die drei Kinder der Familie – Ruth, Rosa und Salomon – wuchsen im jüdischen Glauben bei ihren Eltern auf. Bereits vier Jahre vor der Reichsprogromnacht verließ der Vater aufgrund von Konflikten mit dem Gesetz das Land – und ging wahrscheinlich nach Palästina.

Stolpersteine der Familie Gutter

Seine zurück gebliebene Familie trat später aus der israelitischen Religionsgemeinde aus und wechselte in den evangelisch-lutherischen Glauben. So tat es auch die älteste Tochter, Ruth Gutter, im Jahr 1939. Doch weder der Religionswechsel noch die Scheidung der Mutter von ihrem Mann im Jahr 1939 konnte die Familie vor dem Nazi-Regime bewahren.

Am 11. September 1942 wurde Ruth Gutter wegen „Verstoßes gegen die Kennzeichnungspflicht für Juden“ verhaftet. Trotz Freispruch wurde sie in das Polizeigefängnis der Stadt Leipzig eingewiesen und bekam den Zwangsnamen „Sara“ eingetragen. Ruth wurde am 5. Dezember nach Auschwitz deportiert und dort am 2. Januar 1943 ermordet. Ruth wurde 20 Jahre alt.

Nach der Verhaftung von Ruth wählte ihr jüngerer Bruder Salomon am 20. Oktober 1942 den Freitod durch einen Sturz vom Dach. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Salomon wurde 14 Jahre alt.

Nach dem Tod beider Geschwister wählte auch Rosa Gutter diesen Weg und stürzte sich am 13. Mai 1943 vom Dach des Wohnhauses. Rosa wurde 15 Jahre alt.

Erst ein halbes Jahr vor Ihrer Verhaftung wurde Ruth Gutter Mutter eines Sohnes. Karlheinz Gutter wurde von seiner Großmutter aufgezogen. Am 13. Dezember 2007 wurden die drei Stolpersteine in seinem Beisein vor dem Wohnhaus seiner Mutter eingebracht.

 

Behalten wir auch das Gedenken an Ruth, Rosa und Salomon Gutter lebendig. Denn diese grausamen Ungerechtigkeiten dürfen nie wieder

…in Leipzig,

…in Deutschland

…und weltweit geschehen!