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Wirtschafts- und Unternehmenstour 2020 – Besuch bei AppsFactory

Die zweite Woche meiner Wirtschaftstour startete gestern bei einem Unternehmen, dessen Name vielen Menschen wahrscheinlich unbekannt vorkommt, deren Produkte aber von sehr vielen Leuten verwendet werden. Es handelt sich bei dem Unternehmen um die AppsFactory, gegründet 2009 von Dr. Roman Belter, Dr. Rolf Kluge und Dr. Alexander Trommen. Die AppsFactory entwickelt Anwendungen für Unternehmen, angepasst an die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden. Das können beispielsweise mobile Apps für Nutzer*innen sein, aber auch Backend-Lösungen für interne Unternehmensprozesse. Angefangen hat die AppsFactory im Bereich Medien und Publishing, später kamen auch Kunden aus anderen Branchen auf sie zu, z.B. Automobilhersteller. Die Anwendungen dieser Kunden sind eng mit dem Produktionsprozess verbunden und sind zum Beispiel in Autos integriert. Im Laufe der Jahre ist dabei ein vielfältiges Portfolio entstanden. Bekannte entwickelte Anwendungen sind zum Beispiel die Apps von Tagesschau, Bild, FAZ und Süddeutscher Zeitung, aber auch die Apps der Deutschen Bahn, Vonovia oder Flaschenpost.

Das Unternehmen hat mittlerweile ca. 220 Mitarbeiter*innen an vier deutschen Standorten, Tendenz steigend. Neben dem Büro in der Nikolaistraße werden nun auch Räumlichkeiten am Dittrichring bezogen. Die drei Gründer wurden dieses Jahr als Sachsens Unternehmer 2020 ausgezeichnet.

Im Gespräch erklärten mir Dr. Belter, Dr. Kluge und Dr. Trommen, dass sie mit Leipzig als Hauptstandort sehr zufrieden seien. In ihrem Fall sei aber am Anfang die Kundenakquise sehr schwierig gewesen. Ihrer Erfahrung nach brauche es vor allem für junge Unternehmen früh Chancen, sich zu beweisen, zum Beispiel in Pilotprojekten. Eine Möglichkeit, wie die Stadt Leipzig sich gegenüber Newcomern öffnen könne, sei die Ausschreibung von Ideenwettbewerben, deren Gewinner ihre Idee testweise umsetzen könnten. Vor allem im Bereich E-Government und E-Health könnten sich solche Wettbewerbe vor allem auszahlen.

Ein weiteres spannendes Thema, über das wir uns austauschten, war Künstliche Intelligenz. In vielen Anwendungen kommt heute KI-Technologie zum Einsatz. Ich wollte wissen, welche Rolle Deutschland in Zukunft einnehmen wird, wenn es um die Entwicklung und den Einsatz von KI geht. Laut den drei Geschäftsführern müsse man sich von der Vorstellung verabschieden, Weltmarktführer im Bereich KI zu werden. Das liege vor allem am Vorsprung anderer Länder und dortigen laxeren Datenschutzauflagen. Das stelle allerdings keine Katastrophe für den Standort Deutschland dar. Hierzulande sei es wichtig, sich auf die Bereiche zu spezialisieren, mit denen man Erfahrung und einen Entwicklungsvorteil hat – z.B. im Maschinenbau – und diese dann zu digitalisieren oder durch KI zu unterstützen.

Eine weitere Anregung, die ich aus dem Gespräch mitnehmen konnte: eine Idee allein reicht nicht für den Erfolg eines Unternehmens aus. Was wichtig ist, ist die Umsetzung, und dabei vor allem das Team. Durch Kooperation ließ es sich am effizientesten arbeiten, so Dr. Trommen. In der AppsFactory arbeiteten deshalb alle aus dem Büro – soweit, wie es mit Corona eben ginge. Auf Wunsch der Mitarbeiter*innen gebe es auch einen Home Office – Tag pro Woche. An diesem Tag arbeiten dann aber auch wirklich alle von zu Hause.

Generell wird versucht, neuen Ideen gegenüber offen zu bleiben. „Obwohl wir uns schon lange nicht mehr als Start-Up bezeichnen können, wollen wir uns diesen Spirit trotzdem so lange wie möglich erhalten.“