Top Hauptmenü

Meine erste Rede im Deutschen Bundestag: Bildung am Limit

Vergangene Woche habe ich meine erste Rede im Deutschen Bundestag gehalten. Ich habe zum Antrag der Fraktion Die LINKE „Bildung am Limit – Ausbildungsoffensive für mehr Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher“ gesprochen:

 

Sehr geehrte/r Frau/Herr Präsident:in,
sehr geehrte Damen und Herren,

Bildung ist entscheidend für Lebenschancen und Lebenswege. Was wie eine Binsenweisheit klingt, habe ich familiär erfahren. Meine Mutter war das erste und blieb das einzige von zehn Arbeiterkindern, das Abitur machte und dann studieren „durfte“. Dies setzt sich nun in 2ter Generation fort.

Laut Bildungsstatistik nehmen Kinder, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben, heute dreimal seltener ein Studium auf. Sie beenden es viermal seltener erfolgreich. Auf den folgenden Qualifizierungsstufen bis zur Promotion erreicht dieses Missverhältnis gar 1 zu 10. Noch dramatischer ist die Chancenlücke, dort wo Menschen über gar keinen formalen Abschluss verfügen. Deshalb wollen wir bessere Bildung und gerade die ersten Entwicklungsschritte erleichtern.

Die Pandemie wirkt hier leider wie ein Bremsklotz. Die Bildungs- und Gesundheitsforschung zeigt: Ohne ein stabiles Bildungssystem, ohne regelmäßige soziale Kontakte, ohne die Vermittlung von Kompetenzen entstehen vor allem bei Kindern Entwicklungsdefizite, die ohnehin größere Hürden überwinden müssen.

Die Koalition hat sich – auch deshalb – dem Ziel der Chancengleichheit verschrieben. Wir werden deshalb die Kindergrundsicherung einführen und das BAföG grundlegend reformieren, um mehr Menschen Zugang zu ermöglichen. Wir wollen einen weiteren Ausbau des Ganztags und der Qualität der Bildungsangebote. Wir werden Schüler stärken und LehrerInnen entlasten, wo die größten Herausforderungen bestehen. Hierfür ist klar vereinbart, dass wir 4.000 Schulen mit dem START-Chancen-Programm besonders fördern und Schulsozialarbeit dauerhaft ausbauen.

 Mit den letzten Projekten eng verbunden ist das Thema Lehrerversorgung, bzw. Lehrer:innenmangel wie ihn die Linke im Antrag thematisiert. Prof. Klaus Klemm legte gerade eine Studie zur Entwicklung der LehrerInnenausbildung bis 2030 vor. Diese zeichnet ein differenziertes, aber kein dramatisches Bild. Fast alle Bundesländer haben Lehramtskapazitäten, gerade in der Primarstufe und Sekundarstufe ll ausreichend ausgebaut.

Zur Wahrheit gehört aber auch, wir haben ein Problem im Feld der beruflichen Bildung. Wer Ausbildungschancen und Fachkräfte erhalten will – das wollen wir – der muss hier ansetzen. Die Ampel wird deshalb die Qualitätsoffensive Lehrerbildung weiterentwickeln, v.a. das Berufsschulamt stärken. Wir wollen die Lehrkräftefortbildung u.a. durch digitale Bildungsangebote ausbauen und den Seiten- und Quereinstieg verbessern. Wir Sozis stehen für ein echtes Kooperationsgebot statt des bisherigen weitgehenden Verbotes und wollen dafür einen Bildungsgipfel einberufen.

Klar ist aber: Auch die Länder müssen ihrer vor zwei Jahren übernommenen Verpflichtung zum Ausbau der Lehramtsausbildung nachkommen. Und das ist möglich. In Sachsen konnte ich daran mitwirken die Lehramtsstudienplätze in den letzten 10 Jahren von 900 auf jetzt 2.700 zu verdreifachen. Genau hier haben wir die Bundes-Mittel des Hochschulpaktes und Zukunftsvertrages sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt.

Die Zeit von Abwerbekampagnen zwischen den Bundesländern ist jedenfalls vorbei. Das Gebot der Stunde ist mehr Kooperation! Koordinierte Planung, polyvalente Bachelor, qualifizierte Seiteneinstiege und das Anerkennen von ausländischen Lehramtsabschlüssen können ihren Beitrag dazu leisten,  dass wir den Lehrer:innenbedarf decken!

Meine Damen und Herren, ich wünsche mir sehr, dass in der Generation unserer Kinder die Bildungsabschlüsse und Herkunft der Eltern nicht mehr Lebenswege vorgeben.

Lassen Sie uns bitte gemeinsam daran arbeiten!