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Aus dem Plenum: Grundständiges Lehramtsstudium zukunftsgerecht weiterentwickeln

Als hochschulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion hielt ich im Plenum des Sächsischen Landtags eine Rede zum Koalitions-Antrag „Grundständiges Lehramtsstudium zukunftsgerecht weiterentwickeln“. Zur Bedeutung der Lehramtsausbildung wurde in der Debatte im Landtag viel richtiges gesagt, ich möchte nur kurz in Erinnerung rufen, dass die Staatsregierung, seit Regierungseintritt der SPD 2014 in diesem Feld kontinuierlich handelt. Das ist wichtig, denn in der Lehrerbildung brauchen wir zuvorderst Verlässlichkeit, eine langfristige Bildungsplanung der Bedarfe und Ausbildungskapazitäten und Ausdauer, da die Ausbildung einer Lehrerin 7 Jahre dauert. Das bedeutet, die Früchte dessen, was wir kommendes Jahr in den Haushalt schreiben, wenn wir die Kapazitäten erhöhen, ernten frühestens 2028 unsere Nachfolger.

Zu den konkreten Zahlen und Entwicklungen verweise ich auf die umfängliche Stellungnahme der Staatsregierung. Möchte mich an dieser Stelle bei den Professor*innen und Mitarbeitern an den lehrerbildenden Hochschulen sowie den Mitarbeiterinnen im Wissenschafts- wie Kultusministerium bedanken. Ich rechne fest damit, dass der folgende Bericht weitere Details und Trends zu Tage fördern wird.

Bereits in der Debatte um das Bildungsstärkungsgesetz ging es um die Fiktion, den Klassenteiler zu senken. Wir stellten gemeinsam fest, dass es dafür mehr Lehrkräfte braucht. Zur Wahrheit gehört eben auch: Wir benötigen aber bereits jetzt mehr Lehrkräfte: Aus den im Schulausschuss vorgestellten Daten zum Schuljahr 2020/21 geht hervor, dass wir es inzwischen besser schaffen, den Grund- und Ergänzungsbereich abzudecken, es aber weiterhin Lücken gibt. Diese Lücken müssen wir mittelfristig schließen – und können wir auch schließen, wenn wir unseren Weg Schritt für Schritt fortsetzen.

Ich sprach von Verlässlichkeit: Wir stehen im Wort, das Lehramtsstudium weiter als Staatsexamen zu führen – das schafft Sicherheit bei den Abiturienten, Studierenden und Hochschulen. Wir stehen auch im Wort, das Referendariat nahtlos am Studienende in Sachsen antreten zu können – auch das gelingt uns seit letztem Jahr immer besser. Und wir stehen im Wort den Zugang zum Lehramtsstudium zu befördern – auch da haben wir mit dem Bonus für das FSJ Pädagogik einen Fortschritt erzielt.

Zur langfristigen Bildungsplanung könnte meine Kollegin Sabine Friedel viel intensiver ausführen. Klar ist: Die aktualisierte Lehrbedarfsprognose wird kontinuierlich fortgeschrieben, berücksichtigt die derzeit steigenden Kinderzahlen und bildet sowohl den Grund- als auch Ergänzungsbereich ab.

Daran orientiert bildet Sachsen aus und wir stellen aus dem Zukunftsvertrag „Studium und Lehre stärken“ dauerhaft Ressourcen zur Verfügung. Das Bildungspaket mit seinen 306 Stellen wird fortgesetzt und weitere 34 Vollzeitäquivalente kommen hinzu. An dieser Stelle sei – insbesondere mit Blick auf den größten lehrbildenden Standort – der Uni Leipzig – betont: Wenn am 31. Dezember 2020 der Hochschulpakt stufenweise in den Zukunftsvertrag übergeht, gibt es hier eben keinen Abbruch. Auch der verspätete Haushaltsbeschluss wird in diesem Bereich keinen Einfluss haben, da die Ressourcen der Hochschulen über die 8jährige Zuschussvereinbarung abgesichert sind.

Deshalb können wir nach vorn blicken: Die Koalition hat sich zu einer weiteren Aufstockung der Studienplätze auf 2.700 verständigt. Dies soll auch mit einem Innovationsschub für die Lehrerbildung einhergehen, deshalb sollen verschiedene Modellstudiengänge entstehen.

Als SPD-Fraktion wollen wir die Region Südwestsachsen stärken. Uns ist es wichtig, dass sich die Grundschullehrer-Ausbildung an der TU Chemnitz weiterentwickelt. Wir wollen dort in der „Primarstufe Plus“ ausbilden. D.h. es soll eine Ausbildung entwickelt werden, die am Ende Primarstufe und Sekundarstufe 1 – also Klasse 1 bis 10 – miteinander verbindet. Man studiert ein vertieftes Fach und kann so am Ende neben Grundschulen auch an Oberschulen, Oberschulen+ oder Gemeinschaftsschulen eingesetzt werden.

Dieses Modell hat die Chance, den Übergang nach Klasse 4 auch in der Lehrerbildung zu verbessern. Vor allen Dingen ist dieses Modell an der TU Chemnitz passfähig, da die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch, Sport, Ethik und WTH bereits bestehen. Die „Primarstufe Plus“ ist unsere Antwort auf den aus der Region halbjährlich durchaus wechselnden Ruf nach wahlweise einer Oberschul-, Gymnasial- oder Berufsschullehrer-Ausbildung.

Im Antrag findet sich auch ein Modellstudiengang, der eine Kooperation zwischen Universität und Fachhochschule vorsieht. Das ist ein Modell, um die Ausbildung in der Fläche und den Regionen zu stärken. Es kann ganz gezielt bestimmte Schularten stärken – wir sehen da am ehesten die Ausbildung im beruflichen Lehramt, insbesondere im technischen Bereich. Wir wollen in den kommenden Jahren, die Ingenieurs-, Wirtschafts- und Gesundheitspädagogik stärken, um gut qualifizierte Lehrkräfte für den Nachwuchs in diesen Branchen zu haben. Aber auch das Förderschullehramt und die Verknüpfung zu Inklusionsstudien oder Heilpädagogik wird stärker in den Fokus rücken.

Sicher werden wir nach Vorlage der Konzepte, spätestens mit Beschluss des Doppelhaushalts 2021/22 erneut über das Thema sprechen. Es wird eine Debatte in den kommenden Monaten und ein wichtiger Meilenstein auf unserer langen Roadmap für eine stabile und verlässliche Lehrerbildung folgen.